Plädoyer - Ansichten eines Golfers


Golf, die olympische Randsportart! Golfer schwärmen wo sie nur können den Nichtgolfern von Ihrer Lieblingsbeschäftigung (ohne Frau) vor. Dem Nichtgolfer offenbart sich mehr oder weniger eine geheimnisvolle Welt. Welcher Nichtgolfer hat schon die entsprechenden Sportkanäle um sich z.B. mal eine Veranstaltung anzusehen? Fußball gibt es bei den öffentlich-Rechtlichen – da kennt man sich aus, aber Golf?

Meist ist auch kein Bekannter in der Nähe der Golf spielt, den man mal fragen kann und wenn doch, dann traut man sich halt nicht. Hier sind zumeist alteingesessene Floskeln und Vorurteile in den Köpfen verankert, die aus Bequemlichkeit nicht weichen wollen. In den USA und Großbritannien ist das königliche Spiel schon lange Breitensportart. In Deutschland bemüht man sich über Angebote und Informationen in diese Richtung zu gelangen.

Schulprojekte und VHS Kurse bieten Golf an, öffentliche Pay and Play – Anlagen ermöglichen quasi jedermann das Spiel, günstige Einsteigersätze und Mitgliedschaften werden auf dem Markt angeboten, Internetseiten wachsen wie Pilze aus dem Boden  und die Clubs bieten Nichtclubmitgliedern Schnupperkurse und Platzreifeprüfungen.

Dieses Angebot sollte dem möglichen Interessenten doch eigentlich ermöglichen, den ersten Schritt zu tun und sich an die Materie heran zu wagen. Dennoch verbleibt es bei den meisten Menschen bei der gesunden Neugier, die vor der ewigen Hürde zum Stillstand kommt. Auf Nachfrage erklären sich die meisten Leute mit Zeitnot. Dass kein Interesse besteht, man Golf grundsätzlich langweilig findet oder gar zu teuer hört man äußerst selten.

Zeit spielt in unserer heutigen Gesellschaft eine entscheidende große Rolle. Zeit ist ein wertvolles Gut und wenn man noch nicht in den Ruhestand gegangen ist, verfügt man aufgrund anderer Verpflichtungen in der Regel nicht über sonderlich viel davon. Deshalb spielen auch überproportional viele ältere Menschen Golf. Das wertvolle Gut der Zeit ist für viele Menschen Luxus der sich darin äußert genügend Zeit für die Familie und sich selbst zu haben.

Da jede Gesellschaftsschicht auf ihre Art und Weise in Luxus investiert, liegt der Gedanke in Zeit zu investieren sehr nahe. Im Golfspiel ist einiges an Zeit zu investieren und der vielleicht willige Anleger ist an einer Rendite interessiert. Einem positiven Nutzen, der den zeitlichen Aufwand rechtfertigte. Dies könnte unter anderem eine positiv ausgefüllte Zeit sein, die man mit der Familie verbringt, aber auch mit Freunden oder einfach mit sich selbst.

Fragt man bei Golfern an, werden diese die investierte Zeit als absolut ausgefüllt bestätigen. Über das Golfen selbst sollte man einige Kenntnisse haben und Sichtweisen sowie Möglichkeiten kennen, ehe man den Gedanken in Zeit für sich auf dem Golfplatz zu investieren wieder beiseite legt.

 

Golf ist ...


Golfspiel und Golfsport.

Golf kann man als Spiel oder als Sport betreiben. Es kann in sportlich ambitionierter Absicht gegolft werden, wo man selbst entscheidet wie viel Aufwand man betreibt um an das selbst gesteckte Ziel zu gelangen.  Dies kann eine bestimmte Spielstärke (Handicap) sein, eine Mannschaftszugehörigkeit oder ein Preis in einem Turnier zu erhalten.

Hierbei ist zu beachten, dass Golf aufgrund menschlicher Eigenschaften niemals perfekt gespielt werden kann. Sportlich ambitionierte Amateure und Profis sind ständig bemüht dieser Perfektion so nahe wie möglich zu kommen. Auch wenn es möglich ist,  einen perfekten Schlag (zum Bsp. Über ein Hole in One /Ass) hinzubekommen, wird eine Runde über 18 Loch niemals perfekt gespielt werden können.

Ein ordentlicher Amateur benötigt für eine Runde etwa 92 Schläge; Profis benötigen, bei durchwachsenen Runden etwa 72 Schläge. Während Profis um Preisgelder spielen gilt für den Amateur immer wieder: „Der Weg ist das Ziel“. Hier entwickelt sich eine natürliche und unschädliche Sucht, selbst immer wieder der Perfektion so nahe wie möglich zu sein.

Wenn man das Golfspiel wie ein anderes Spiel betreibt ist es sehr leicht möglich unabhängig von der Qualität der erzielten Ergebnisse Entspannung und Freude an der frischen Luft zu erleben. Der Golfer spielt einfach sein Spiel auf der Runde und genießt die Zeit als wunderbaren Ausgleich zu seinem stressigen Berufsleben.

Dass Golf in dieser Blickrichtung ablenkend wirkt liegt unter anderem daran, dass der Golfer gezwungen wird seine ganze Konzentration den einzelnen Schlägen zu widmen. Dies verhindert in dieser Phase den Gedanken an den vielleicht stressigen Alltag. Zwischen den Schlägen verbleibt ausreichend Zeit für einen kleinen Plausch mit dem Spielpartner oder für sich selbst in einer angenehm ruhigen Atmosphäre zu entspannen. Es ist ein leichtes, seine persönliche Linie in diesem breiten Spektrum zu finden.
     

Gesundheit.

Golf ist gesund, weil man dabei sowohl den Körper als auch den Geist in fordern muss. Der etwa 8-10 KM lange stramme Spaziergang über 4-5 Stunden wird von den einzelnen Schlägen unterbrochen, die dabei Gelenke und Muskulatur fordern. Bis zu 125 Muskeln werden durch den komplexen Golfschwung angesprochen. Einige davon kannte man vorher gar nicht und die erste Bekanntschaft ist der Muskelkater der sich nach den ersten Schwüngen bemerkbar macht.

Wer sich davor scheut, dem sei versichert, dass auch jede Menge Glücksgefühle in die Waagschale geworfen werden. Dies ist dann der Fall, wenn der Ball mit dem wunderbar typischen Geräusch vom Schläger getroffen wird und sich in einer wunderschönen Flugbahn dem anvisierten Ziel nähert. Der Geist wird durch ständige Aufmerksamkeit und Konzentration gefordert. Das Bild vom angestrebten Golfschwung wird in der Phase vor dem eigentlichen Schlag  im Kopf produziert. Dieser hat dann die schwere Aufgabe vor sich dieses Bild in die anzusprechenden Muskelgruppen zu transportieren.

Die vielzähligen Muskeln und Gelenke müssen dabei in einem sowohl rhythmisch-harmonisch  als auch dynamischen Ablauf aufeinander abgestimmt zusammenarbeiten um den Schläger in der exakten Bewegung zu schwingen, dass der Schlägerkopf wie zuvor geplant den Ball trifft und in die gewünschte Flugkurve bringt. Man kann sich auch als (noch) Nichtgolfer vielleicht vorstellen, dass die ständige Konzentration über Stunden dem Geist einiges abverlangt. Unter dem Strich ist Golf ein Spiel, welches bis ins hohe Alter gespielt werden kann. Es ist gesundheitsfördernd weil die sportliche Betätigung an der frischen Luft insbesondere Herz- Kreislauferkrankungen entgegenwirkt.

Grundsätzlich kann Golf auch in fortgeschrittenem Alter begonnen werden. „Solange man laufen kann – kann man auch golfen“ lautet ein bekanntes Golfzitat. Was will man mehr?

>>>Artikel zum Thema Gesundheit<<<


Die Herausforderung.

Golf ist vermutlich die schwerste Sportart der Welt. Die komplexen Bewegungsabläufe richtig, beständig und immer wieder abrufbar zu produzieren ist allein schon Herausforderung genug. Hinzu kommen im Golfsport jedoch noch weitere Herausforderungen die man besiegen, oder an denen man scheitern kann. Widrige Witterungsverhältnisse wie z.B. Regen, Wind oder Hitze wirken auf den Spieler und den Ball ein.

Golfbahnen, die den Golfer immer wieder vor die unterschiedlichsten Herausforderungen stellen sind allgegenwärtig. Hier lauern neben Wasser- und Sandhindernissen (Bunker) auch Unebenheiten, Bäume und Pflanzen, große Entfernungen und unterschiedlicher Untergrund. Den größten Kampf hat der Golfer jedoch immer wieder mit sich selbst zu führen. Es gilt die richtigen Entscheidungen, wie die Wahl des richtigen Schlägers, zu treffen und sich auch selbst in völliger Unbeobachtetheit immer wieder dem weitreichenden Regelwerk unterzuordnen.

Das Golfregelwerk ist ein fester und unbestrittener Bestandteil des Golfspiels. Jeder Spieler hat die Aufgabe sich in jeder Situation als Schiedsrichter selbst zu überwachen. Dazu kann z.B. gehören, dass man sich selber Strafschläge auferlegt, weil man einen Fehler begangen hat, den das Regelwerk sanktioniert. Wer sich nicht an diese Regeln hält spielt kein Golf!

Die unterschiedlichen Herausforderungen wirken  auf  Anfänger zunächst vielleicht eher abschreckend. Das Erlernen des Spiels und das Erlangen der Routine ist bereits eine große Hürde, die es zu überwinden gilt. Auf einer gewissen Spielstärke ist es dann meist etwas leichter. Je besser man jedoch werden will, umso größer wird wieder die Herausforderung.

Wer sich dieser Herausforderungen stellt und auf dem Platz trotzdem eine individuell gute Leistung bringt, der wird Glücksmomente sammeln, die vieles Negatives vergessen lassen. Golf ist wie das Leben selbst.

Unterhaltung.

Golf ist Unterhaltung pur. Neben den eigenen Erlebnissen, die man auf dem Golfplatz von ganz allein sammelt,  steckt die Welt des Golfsportes voller unterhaltender Facetten. Golfer sind wie angeboren in der Lage sich nach einer Runde stundenlang über diese Runde zu unterhalten und sich an jeden einzelnen Schlag zu erinnern. Doch auch weitere Facetten bieten unterhaltende Highlights, die es auch mit Sportarten wie Fußball aufnehmen können.

So bietet die über 400-jährige Geschichte des Golfsport unzählige spannende Anekdoten über den Aufstieg besonderer Persönlichkeiten und persönlichen Dramen die sich in der Golfwelt abgespielt haben. Besondere Golfplätze mit historischem Hintergrund und Ihrer eigenen Geschichte gibt es nicht nur in Schottland, sondern auch z.B. in den USA oder im übrigen Europa. Die heutige Golfszene ist bunt, voller schriller und angenehmer Typen.

Große Turniere unterhalten auf den schönsten Plätzen bereits Millionen Zuschauer rund um den Globus. Oftmals ist pure Dramatik mit im Spiel, ein packender Zweikampf oder einfach große Kunst. Ein Golfer kann sich stundenlange Übertragungen solcher Turniere ansehen, ohne dass es ihm langweilig wird. Das wird ein Nichtgolfer schwer nachvollziehen können, dies liegt jedoch meist an dem fehlenden Hintergrundwissen über die Abläufe, die dargebotenen Leistungen und die angetretenen Spieler, deren Entwicklung man über Jahrzehnte verfolgen kann.

Taucht man interessiert in diese Welt ein, ändert sich auch der Blickwinkel für die unterhaltende Seite des Golfzirkus.
          

Bezahlbar.

Golf ist bezahlbar. Entgegen anders lautender Meiningen kann die These  begründet werden, dass Golf bezahlbar ist. Einstiegsangebote sind in einzelnen Clubs, insbesondere auf öffentlichen Anlagen günstig zu erhalten. Selbst örtliche Volkshochschulen bieten seit Jahren Kurse an, in denen es möglich ist, sich ohne besondere Ausrüstung und Vorkenntnisse dem Golfsport zu nähern.

Wer sich für den Golfsport entscheidet, hat die Auswahl zwischen günstigen Mitgliedschaften (Beispiel www.vcg.de) , oder herkömmlichen Mitgliedschaften. Es gibt sogar einige Kurzplätze, auf denen man ohne Mitgliedschaft (nur gegen Gebühr) spielen kann. Die Jahresbeiträge sind in einigen Clubs so moderat, dass sie sich mit anderen Sportarten durchaus vergleichen lassen, wenn man sie auf den Monat herunterrechnet. Durchschnittskosten von etwa 90 EUR im Monat findet man in zahlreichen Sportangeboten.

Die einmaligen Aufnahmegebühren können häufig in Raten gezahlt werden. Eine Ausrüstung selbst kann ebenfalls günstig erworben werden. Natürlich sind, wie so oft, nach oben keine Grenzen gesetzt. Aber man hat die Auswahl auf einem riesengroßen Markt selbst zu entscheiden, wann man was in Ausrüstung investieren möchte. Hier sind diejenigen im Vorteil, die sich die Mühe machen, Angebote zu suchen und Preise zu vergleichen.

Ganz umsonst kann Golf natürlich nicht sein. Die ständige Unterhaltung der Golfanlagen hat ihren Preis. Menschen und Maschinen müssen sich beinahe täglich um den Zustand einer schönen Golfanlage bemühen. Wer als Nichtmitglied auf einer Clubanlage spielen möchte, der muss natürlich auch eine Gebühr (Greenfee) entrichten. Diese kann von Club zu Club unterschiedlich hoch sein. Manchmal gibt es auch Angebote zu besonderen Zeiten. Hier hat man die Wahl, wo man wie viel in eine Golfrunde investiert. Rechnet man die durchschnittlichen Kosten  von ca. 60,- EUR auf die Bruttospielzeit von ca. 4,5 Stunden kommt man auf einen Wert von 13,33 EUR pro Stunde ohne die Nutzung der Übungseinrichtungen.

Die schönen Erlebnisse auf einer gepflegten Anlage bleiben meist noch Tage im Gedächtnis. Auf Basis der Idee in schöne Zeit für sich selbst zu investieren kann jeder für sich selbst entscheiden, wie weitreichend und für wie viel Geld man das machen möchte. Wer also spielen möchte, kann dies meist auch tun. Im Vergleich mit anderen Sportarten ist festzuhalten, dass es natürlich günstigere Sportarten, aber auch weitaus teuere Möglichkeiten gibt, seine kostbare Freizeit sportlich zu verbringen. Golf ist nicht unbezahlbar; nur die dort gesammelten Erfahrungen.  
„Plock!“

Auf dieses befreiende Geräusch wartet ein jeder Golfer am Ende einer Spielbahn. Der Ball landet in der Bodenhülse des ausgesteckten Loches. Meist durch einen mehr oder weniger kurzen letzten Schlag (Putt), manchmal durch einen längeren Putt oder sogar durch einen glücklichen Schlag von außerhalb des kurz geschorenen Grüns.

Dieses Geräusch ist Balsam für des Golfers Seele, denn er ist am Ziel (der Bahn) angelangt. Die Gefühlswelt des Golfers, der seinen Ball in spannender Erwartung auf das Loch zurollen sieht, beschreiben Golfer als unbeschreiblich. Eine Mixtur aus Spannung, Hoffnung, Bangen, Verlangen, gemischt mit etwas mehr oder weniger Adrenalin endet in dem Gefühl von Erlösung wenn der Ball im Loch landet.

Das macht zweifellos süchtig, denn wer diese Gefühlswelt des Golfspiels durchlebt, einige Niederschläge verarbeitet hat um dann einen verdienten Erfolg zu genießen, der möchte mehr davon. Der aufmerksame und offene Leser stellt also fest, dass Golf mit den fest verankerten Vorurteilen eigentlich nicht mehr viel gemeinsam hat.

 Es ist schwer Überzeugungsarbeit zu leisten, wenn jemand den positiven Argumenten gegenüber verschlossen bleibt. Wenn sich die Tür zu einer verschlossenen Welt öffnet, sollte man zumindest darüber nachdenken den Schritt hindurch zu wagen. Besonders dann, wenn es nichts zu verlieren und viel zu gewinnen gibt. Mit den olympischen Spielen 2016 wird der Golfsport noch einmal etwas mehr in den Focus der Öffentlichkeit gelangen und davon hoffentlich profitieren.

Es bleibt jedem zu wünschen, dass er sich die Chance gibt, Golf für sich zu entdecken.

© golfmentor 2011